15.1.09

Mainzer Neonazi fliegt von der Uni

Die Universität Mainz wirft den hessischen NPD-Vize hinaus. Mario Matthes hatte auf dem Campus einen linken Mitstudenten verprügelt und eine Veranstaltung zu Wehrmachtsverbrechen gestört. Nach dem Wintersemester muss er die Uni verlassen - jedenfalls für ein halbes Jahr. Die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz hat den hessischen NPD-Vizevorsitzenden Mario Matthes im zweiten Anlauf nun doch exmatrikuliert. Ein erster Versuch war im vergangenen Sommer gescheitert. Mit Ablauf des aktuellen Wintersemesters werde die Einschreibung des Studenten widerrufen, teilte die Universität am Mittwoch mit. Die Uni Mainz setzt Hessens NPD-Vize vor die Tür. Grund für den Rauswurf, der im Februar wirksam wird: Matthes habe als Mittäter die Durchführung einer Hochschulveranstaltung behindert und durch Gewaltanwendung einen Kommilitonen von der Ausübung seiner Rechte und Pflichten abgehalten. Damit habe Matthes "den universitären Frieden nachhaltig gestört", stellte der Exmatrikulationsausschuss fest - nach dem Hochschulgesetz von Rheinland-Pfalz die Voraussetzung für eine Zwangsexmatrikulation. Der Neonazi und NPD-Funktionär hatte einen Kommilitonen vor einem Jahr krankenhausreif geschlagen und wurde dafür im August vom Amtsgericht Mainz wegen Beleidigung und schwerer Körperverletzung zu elf Monaten Haft auf Bewährung und Sozialarbeit verurteilt; sein Anwalt legte Berufung ein. Der erste Versuch, Matthes von der Universität zu werfen, war im vergangenen Sommer, einen Monat vor dem Gerichtsurteil, gescheitert. Matthes selbst hatte die Prügelei als eine Art Duell unter Männern beschrieben, das nach einer Begegnung in der Bibliothek auf dem Parkplatz ausgetragen worden sei. Sein Gegner, der Geschichte studiert, schilderte die Auseinandersetzung so, dass Matthes "wie von Sinnen" auf ihn eingetreten habe. "Wir dulden keine Gewalt an unserer Hochschule". Zudem war dem Exmatrikulationsausschuss offenbar damals noch nicht bekannt, dass Matthes schon vor seiner Gewalttat negativ aufgefallen war: Bei einer Veranstaltung zur Wehrmachtsausstellung hatte Matthes mit gut einem Dutzend weiterer Rechtsradikaler im November 2006 versucht, in den Hörsaal einzudringen. Dort wollte der Historiker Hannes Heer einen Vortrag halten, zum Thema "Das Dritte Reich des Guido Knopp - vom medialen Umgang mit der Nazivergangenheit". Die Polizei habe Matthes als einen der Störer identifiziert, schrieb die "Frankfurter Rundschau". Universitätspräsident Georg Krausch betonte jetzt, die Mainzer Uni stehe für Vielfalt, Toleranz und Mitmenschlichkeit. "Wir dulden keine Gewalt an unserer Hochschule", so Krausch. Matthes habe durch sein Verhalten das Ansehen der Universität und der Studenten nachhaltig gestört. Der Ausschussvorsitzende Rolf Höfel, ehemaliger Präsident des Mainzer Verwaltungsgerichts, sagte, die Entscheidung sei einstimmig gefällt worden. Einschreibe-sperre gilt nur für ein Semester  Die rechtsextreme Gesinnung des 24-jährigen Geschichts- und Philosophiestudenten habe dabei keine Rolle gespielt, so Höfel. Entscheidend sei gewesen, dass Matthes den Frieden an der Hochschule gestört habe. Der Rauswurf ist jedoch nicht endgültig. Schon zum kommenden Wintersemester könnte der Matthes wieder an der Uni auftauchen: Lediglich innerhalb einer Frist von sechs Monaten darf sich der hessische NPD-Vize nicht erneut an der Mainzer Universität einschreiben. Das Hochschulgesetz sehe eine Sperrung von bis zu zwei Jahren vor, sagte Höfel. Die Strafe sei geringer ausgefallen, da sich das Verfahren so lange hingezogen habe. Außerdem hätten sich die Ausschussmitglieder "erheblich schlimmere Vorfälle" vorstellen können, sagte Höfel. Matthes habe die Möglichkeit, gegen seine Exmatrikulation Klage beim Verwaltungsgericht Mainz einzureichen. Roland Schäfer, Sprecher des Bündnisses "Nazifreie Uni" und Juso-Vorsitzender im Kreis Mainz-Bingen, begrüßte die Entscheidung, sagte aber, der Rauswurf sei nur ein Teilerfolg, da Rechtsextremismus nicht an einer Person festzumachen sei. Erst kürzlich seien auf Toiletten auf dem Campus erneut antisemitische Schmierereien entdeckt worden. Sein Bündnis bleibe weiter aktiv. Schäfer steht auch hinter der Initiative "Rheinhessen gegen Rechts". In seinem Heimatkreis Mainz-Bingen leitete Mario Matthes den Kreisverband.

http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,601329,00.html

Victor W.

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